Blasenschwäche und Inkontinenz bei Frauen

Blasenschwäche tritt bei Frauen häufiger auf, als bei Männern. Welche Ursachen dies hat und welche Formen bei einer Frau häufig vorkommen erfahren sie in diesem Beitrag.

Ratgeber Blasenschwäche und Inkontinenz bei Frauen

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Anja Lang Medizinjournalistin

Frauen sind von Blasenschwäche und Inkontinenz deutlich häufiger betroffen als Männer. Genaue Zahlen liegen bislang noch nicht vor, aber das Robert Koch Institut (RKI) geht davon aus, dass insgesamt etwa doppelt bis viermal so viele Frauen an Blasenschwäche und Inkontinenz erkranken als Männer.

Ursachen von Inkontinenz bei Frauen

Für die Häufigkeit der Erkrankung bei Frauen gibt es gleich mehrere Gründe. Eine der wichtigsten Ursachen, wieso Frauen häufiger eine Inkontinenz entwickeln als Männer, liegt in der typischen Anatomie des weiblichen Beckens und des Beckenbodens.

Der Beckenboden ist eine schalenförmige Muskelplatte, die den Bauchraum bei Männern wie Frauen im kleinen Becken nach unten hin abschließt. Er sorgt dafür die Bauchorgane entgegen der Schwerkraft in ihrer Position zu halten und unterstützt das Öffnen und Schließen des Darm- bzw. des Harnröhrenausgangs.

Frauen haben ein breiteres knöchernes Becken als Männer, um gebären zu können. Damit ist auch ihr Beckenboden breiter aufgespannt. Durch die Vagina hat der weibliche Beckenboden außerdem eine relativ große dritte Öffnung, die den Beckenboden zusätzlich schwächt. 

Inkontinenz und Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft stellt für die Beckenbodenmuskulatur eine extreme Belastung dar. Er muss nun Schwerstarbeit leisten, weil er, neben den Bauchorganen, jetzt auch noch das Gewicht des wachsenden Kindes tragen muss.

Gleichzeitig nimmt jedoch seine Stabilität stark ab, da die Schwangerschaftshormone dafür sorgen, den Beckenboden weich zu machen, damit das Baby bei der Geburt leichter nach außen treten kann.

Die vaginale Geburt selbst bedeutet nochmal eine zusätzliche massive Belastung für den weiblichen Beckenboden, da es beim Durchtritt des kindlichen Köpfchens zu einer extremen Dehnung bzw. Überdehnung sowie auch Rissen des Gewebes kommen kann.

Der weibliche Beckenboden wird durch eine Schwangerschaft und insbesondere eine vaginale Geburt, also deutlich geschwächt. Eine vorübergehend oder länger anhaltend schwache Blase und Inkontinenz – infolge einer Beckenbodenschwäche - ist bei schwangeren Frauen und jungen Müttern deshalb absolut keine Seltenheit.

Die Wechseljahre und Inkontinenz bei Frauen

Neben der weiblichen Anatomie, Schwangerschaften und Geburt, wirken sich auch die weiblichen Hormonschwankungen auf den Zustand des Beckenbodens aus. Insbesondere die weiblichen Wechseljahre, mit einem starken Abfall des Sexualhormons Östrogen, führen unter anderem zu einer Verdünnung des Gewebes, was oft auch eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur zur Folge hat. Inkontinenz und Blasenschwäche mit Urinverlust sind deshalb bei Frauen in den Wechseljahren ebenfalls ein häufig auftretendes Problem. 

 

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Formen der Inkontinenz bei Frauen

Eine schwache Blase bei Frauen ist in den jüngeren Jahren überwiegend auf eine Belastungsinkontinenz zurückzuführen. Später kommt zu der häufig schon bestehenden Belastungsinkontinenz, dann oft noch eine Dranginkontinenz hinzu. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer sogenannten Mischinkontinenz, da beide Inkontinenzformen kombiniert auftreten. 

Welche Inkontinenz ist typisch für Frauen?

Typisch und besonders häufig bei jüngeren Frauen ist vor allem die reine Belastungsinkontinenz infolge einer Beckenbodenschwäche. Ab den Wechseljahren bis ins höhere Alter überwiegt jedoch auch bei Frauen die Mischinkontinenz, sprich Belastungsinkontinenz plus Dranginkontinenz. 

Was bedeutet ständiger Harndrang bei Frauen?

Ein ständiger Harndrang bei Frauen kann unterschiedliche Ursachen haben:

  • So können Harnblasensteine dahinterstecken oder auch eine
  • Blasenentzündung.
  • Nicht selten ist aber auch eine überaktive Blase, umgangssprachlich auch Reizblase genannt, dafür verantwortlich.
  • Kommt es bei Frauen zu häufigem, akutem Harndrang mit plötzlicher Inkontinenz, liegt in der Regel eine Dranginkontinenz vor. 

Werden alle Frauen im Alter inkontinent?

Mit steigendem Alter nimmt die Zahl der von Inkontinenz betroffenen Frauen, aber auch Männern deutlich zu. Verantwortlich hierfür sind unterschiedliche Faktoren, wie

  • abnehmende Bewegung,
  • steigendes Übergewicht,
  • Rauchen,
  • zunehmende Beckenbodenschwäche,
  • Gewebealterung, etc.

Das heißt aber nicht, dass jede Frau im Alter unweigerlich inkontinent werden muss. Gegensteuernde Maßnahmen zur Blasenstärkung für Frauen, aber auch Männer, wie

  • konsequentes Beckenbodentraining,
  • gesunde Ernährung,
  • regelmäßige Bewegung und
  • die Vermeidung von Übergewicht,

können einer drohenden Inkontinenz durchaus vorbeugen.

Symptome von Inkontinenz bei Frauen

Die Symptome einer Harninkontinenz bei Frauen richten sich vor allem nach der Art der vorliegenden Inkontinenzform:

  • Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es bei Tätigkeiten, die einen erhöhten Druck im Unterbauch verursachen, wie etwa Niesen, Lachen, Husten, Heben, etc., zum unfreiwilligen Verlust von Urin.
  • Liegt eine Dranginkontinenz vor, steht ein häufiger und überaus starker Harndrang im Vordergrund, dem quasi sofort nachgegeben werden muss. Ist die Toilette nicht umgehend erreichbar, können betroffene Frauen den Urin nicht lange genug halten, so dass es zum ungewollten Urinverlust kommt.
  • Bei einer Mischinkontinenz tritt eine Kombination aus den Symptomen der Belastungsinkontinenz sowie der Dranginkontinenz auf.
  • Die Doppelbelastung einer Mischinkontinenz führt häufig leider auch zu einer nächtlichen Inkontinenz der Frau.
  • Ein Tabuthema bei allen Inkontinenzformen der Frau ist darüber hinaus die sogenannte koitale Inkontinenz. Davon spricht man, wenn es beim Geschlechtsverkehr zum unkontrollierten Wasserlassen der Frau oder auch des Mannes kommt.

Behandlung von Inkontinenz bei Frauen

Zur Behandlung von Inkontinenz bei Frauen stehen unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Die Auswahl der Maßnahmen richtet sich einerseits nach der Ursache der Erkrankung, aber auch danach, ob eine leichte oder bereits starke Harninkontinenz bei den betroffenen Frauen vorliegt. 

Konservative Therapien

Zuerst wird immer versucht die Erkrankung mit sogenannten konservativen Therapiemöglichkeiten zu behandeln. Darunter versteht man nichtoperative Behandlungsformen mit Medikamenten oder auch Physiotherapie. Zu den gängigen konservativen Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz von Frauen gehören:

  • Beckenbodentraining
  • Biofeedbacktraining
  • Elektrostimulation
  • Führen eines Miktionstagebuch
  • Medikamente zur Blasenentspannung
  • Entspannungsverfahren
  • Lokale Hormonzäpfchen bei Östrogenmangel
  • Toilettentraining

Hausmittel für Frauen mit Blasenschwäche

Es gibt darüber hinaus einige Hausmittel, die bei Inkontinenz unterstützend eingesetzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel

  • Cranberry- oder Preiselbeersaft zum Schutz vor Blasenentzündung
  • Goldrute zur Blasenentspannung
  • Arzneikürbis zur Blasenstärkung
  • Blasen- und Heilpflanzentees
  • Beckenbereich möglichst warmhalten

Chirurgische Therapien

Wenn die Inkontinenz bereits stark fortgeschritten ist, ein hoher Leidensdruck besteht oder konservative Therapien und Hausmittel keine ausreichende Besserung bringen, besteht auch die Möglichkeit eine Inkontinenz chirurgisch zu behandeln. Dazu gehören unter anderem:

  • Bulking: Dabei handelt es sich um eine chirurgische Auspolsterung der Harnröhre, um die Schließkraft des Blasenmuskels bei einer Belastungsinkontinenz zu verbessern.
  • TVT-Band: Chirurgische Platzierung eines Kunststoffbandes unter die Harnröhre, um einen besseren Blasenverschluss bei Belastungsinkontinenz zu erhalten.
  • Botox-Injektion in die Blase, um die überaktive Blase bei Dranginkontinenz zu beruhigen.
  • Operative Erweiterung der Blase oder auch Entfernung der Blase in sehr schweren Fällen von Dranginkontinenz. 

Was hilft Frauen noch bei Blasenschwäche?

Auch das eigene Verhalten kann dazu beitragen die Beschwerden einer bestehenden Inkontinenz zu lindern bzw. einer mögliche Blasenschwäche vorzubeugen. Hilfreich sind unter anderem:

  • Gesunde vollwertige Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Rauchverzicht
  • Normalgewicht halten bzw. Übergewicht abbauen
  • Blasenreizende Nahrungsmittel, wie Alkohol, Kaffee, Zitrusfrüchte, etc. meiden
  • Kein schweres Heben
  • Ausreichend Flüssigkeit trinken, um die Blase zu spülen
  • Keine scharfen Gewürze

Produkte für Inkontinenz bei Frauen

Um sich in jeder Situation sicher fühlen zu können, steht für Frauen mit Inkontinenz eine große Auswahl an Inkontinenzprodukten zur Verfügung. Dazu zählen:

  • Aufsaugende Hilfsmittel für Frauen, wie z. B.
  • Ableitende Hilfsmittel für Frauen, wie z.B.
    • Katheter
    • Bett- und Beinbeutel, etc.
  • Stützende Hilfsmittel für Frauen, wie z.B.
    • Vaginalpessare
    • Würfel
    • oder Vaginaltampons, die den Blasenhals anheben.

Inkontinenzprodukte sind Kassenleistung

Hilfsmittel zur Inkontinenzversorgung bei Frauen, wie etwa spezielle Einlagen, Vorlagen und Windelhosen, werden ab einer mittleren Inkontinenz finanziell von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst. Um den Zuschuss von Ihrer Krankenkasse zu erhalten, müssen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt ein Rezept ausstellen lassen, das Sie dann direkt bei uns einreichen können.