Inkontinenz nach einer Prostata OP

Nach einer Prostataoperation tritt bei vielen Männern eine Harninkontinenz auf. Was man dagegen tun kann und welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen, wird Ihnen in diesem Beitrag erklärt.

Ratgeber Inkontinenz nach einer Prostata OP

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Anja Lang Medizinjournalistin

Prostatakrebs ist die mit Abstand häufigste Krebsform beim Mann. Diese Erkrankung, aber auch gutartige Vergrößerungen der Prostata, treten in der Regel erst ab einem Alter von etwa 50 Jahren auf und können eine Prostataoperation nötig machen. Dabei wird die Prostata bzw. betroffene Teile der Vorsteherdrüse, chirurgisch, per Bestrahlung oder - speziell bei einer gutartigen Prostatavergrößerung - auch mit dem Laser entfernt. Nach einer Prostatektomie, wie die Prostataoperation fachsprachlich auch genannt wird, tritt bei vielen Männern jedoch – zumindest vorübergehend – eine Harninkontinenz auf. 

Häufige Harninkontinenz-Formen nach Prostata OP

Besonders oft kommt es bei Männern nach der OP zu einer sogenannten Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Denn die Prostata umschließt in ihrer natürlichen Lage Teile des inneren Blasenschließmuskels und der Harnröhre. Durch diese physiologische Position trägt sie beim gesunden Mann wesentlich zur männlichen Kontinenz bei.

Muss die Prostata oder Teile davon jedoch in einer Operation entfernt werden, lässt es sich oft nicht vermeiden auch Teile des inneren Blasenschließmuskels sowie der Harnröhre mit zu entfernen. Anschließend wird der Blasenausgang wieder mit der Harnröhre verbunden. Für den Verschluss der Blase steht dann in erster Linie nur noch der äußere Blasenschließmuskel zur Verfügung. Die gewohnte Haltekraft der Blase ist damit akut geschwächt.  

Bei Druck auf den Unterbauch, wie das zum Beispiel beim Husten, Lachen oder Heben von Lasten der Fall ist, kann der verbliebene - und bei Männern oft nur schwach trainierte äußere Schließmuskel - dem Druck oft nicht mehr standhalten, so dass es zum ungewollten Urinverlust kommt. Dabei handelt es sich um eine Belastungsinkontinenz. Mithilfe von gezieltem Beckenbodenübungen, lässt sich dieser Schließmuskel aber gut trainieren.

Durch die starke Beteiligung, Reizung und Irritation von Blase und Harnröhre, zeigen sich nach einer Prostataoperation noch in der Klinik häufig auch die typischen Symptome einer Dranginkontinenz. So verspüren viele männliche Patienten nach dem Ziehen des Katheters einen ständigen oder zumindest häufigen und meist unangenehm imperativen Harndrang, der nicht selten zum ungewollten Urinverlust führt. Diese Beschwerden sind sehr unangenehm, in der Regel aber harmlos und verschwinden oft nach wenigen Wochen wieder.  

Inkontinenz nach Holep OP

Eine meist vorübergehende Inkontinenz kann auch nach der operativen Ausschälung der Prostata auftreten. Die Holmium-Laserenukleation der Prostata, kurz Holep genannt ist ein minimalinvasives Verfahren zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung. Dabei wird nur das krankhaft vergrößerte Gewebe der Prostata mithilfe eines, über die Harnröhre eingeführten, Lasers entfernt. Die Prostatakapsel bleibt erhalten. Hier kommt es, vor allem in den ersten Wochen nach dem Eingriff, zu den typischen Symptomen einer Dranginkontinenz mit ständigem bzw. häufigem imperativen Harndrang, der oft einem ungewollten Urinverlust zur Folge hat. Zusätzlich können zumindest vorübergehend auch Symptome einer Belastungsinkontinenz auftreten.

Wie lange ist man nach einer Prostata OP inkontinent?

Es ist verständlich, dass das Risiko der Inkontinenz beim Mann nach einer Operation bei vielen Betroffenen große Ängste auslöst. In der Regel bleibt eine Inkontinenz beim Mann  nach einer Prostataoperation aber nicht dauerhaft bestehen.

Eine anfängliche Inkontinenz, direkt nach dem Ziehen des Blasenkatheters nach der Prostata-OP, tritt bei nahezu jedem Mann auf.

  • Etwa drei Monaten nach dem Eingriff zeigt aber – laut Patienten-Leitlinie Prostatakrebs –nur noch jeder zweite Mann die Symptome einer Inkontinenz
  • Nach 18 Monate leiden noch etwa 4 bis 21 von 100 Männern an gelegentlich auftretender Harninkontinenz in Belastungssituationen, etwa bei starkem Heben, Lachen, Hüpfen etc.
  • Nach etwa fünf Jahren benötigen, Studien zufolge, noch rund 28 von 100 Männern Windeleinlagen.
  • Etwa 7 von 100 Männern bleiben dauerhaft inkontinent.

Was kann man gegen Inkontinenz nach der Prostata OP tun?

Um das Risiko einer Inkontinenz nach einer Prostataoperation zu minimieren, sollte so früh wie möglich mit einer gezielten Therapie begonnen werden.

Bewährte Möglichkeiten zur Behandlung einer Inkontinenz nach Prostata-OP sind:

  • Beckenbodentraining speziell für Männer mit Blasenschwäche Biofeedbacktraining: Training des Beckenbodens mithilfe eines Biofeedbackgerätes.
  • Elektrotherapie: Passive Stimulation des Beckenbodens mit schwachen elektrischen Impulsen.
  • Medikamente, z.B. zur Blasenentspannung bei Symptomen einer Dranginkontinenz.
  • Entspannungsverfahren, wie z.B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobsen.

Wie lange muss man den Beckenboden nach einer Prostata OP trainieren?

Regelmäßiges Beckenbodentraining ist das A und O zur Wiederherstellung der Kontinenz nach einer Prostata-OP. Optimalerweise sollten betroffene Männer bereits vor dem Eingriff mit den Übungen beginnen, um ein Gespür für diese Muskelgruppe im Unterbauch zu entwickeln. Außerdem ist es sehr vorteilhaft, wenn „Mann“ die Übungen bereits beherrscht, um dann so zeitnah wie möglich nach der Operation damit beginnen zu können. Wie lange es dauert, bis das Beckenbodentraining seine Wirkung zeigt und die Inkontinenz überwunden ist, ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Manche Männer schaffen es bereits nach drei Wochen die Blase wieder voll kontrollieren zu können, andere benötigen dafür drei Monate, ein Jahr oder auch noch länger.

Wie schnell das Beckenbodentraining zum gewünschten Erfolg führt, hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab:

  • Alter des Patienten
  • Art und Umfang der OP-Methode
  • Geschick des Operateurs
  • Zustand des Beckenbodens
  • Konsequenz und Regelmäßigkeit des Beckenbodentrainings.

Insgesamt sollte das Training der Beckenbodenmuskulatur langfristig beibehalten werden, um das erreichte Ergebnis dauerhaft zu erhalten.

Hilfsmittel für Inkontinenz nach der Prostata OP

Um die belastende Phase der Inkontinenz direkt nach einer Prostataoperation optimal überbrücken zu können, steht Männern eine Vielzahl an unterschiedlichen Inkontinenzprodukten zur Verfügung. Sie sind speziell zur Behandlung der männlichen Inkontinenz konzipiert und helfen Betroffenen sich in jeder Situation trocken und sicher fühlen zu können. Dazu gehören Einlagen für Männer nach der Prostata-OP oder auch Vorlagen für Männer nach Prostata OP, die es in vielen unterschiedlen Größen und Stärken gibt.

Rezept für Hilfsmittel bei Inkontinenz nach Prostata OP

Inkontinenzprodukte speziell für Männer werden ab einer mittleren Inkontinenz auch von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell bezuschusst. Um diesen Zuschuss von der Krankenkasse zu erhalten, benötigen Sie ein vom Arzt ausgestelltes Rezept. Dieses Rezept können Sie dann direkt bei uns einreichen.