Blasentraining: Definition & Ziele

Unter einem Blasentraining, auch Toilettentraining genannt, versteht man verschiedene speziell aufeinander abgestimmte praktische Übungen und mentale Verhaltenstipps, die dabei helfen die schwache bzw. überempfindliche Blasenmuskulatur zu stärken. Wie Sie ihre Blase trainieren, erfahren Sie hier.

Ratgeber Blasentraining: Definition & Ziele

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Anja Lang Medizinjournalistin

Eine schwache oder überaktive Blase, mit häufigen Toilettengängen und häufig tröpfchenweisem Harnverlust, lässt sich in vielen Fällen gut mit einem Blasentraining behandeln. Unter einem Blasentraining, auch Toilettentraining genannt, versteht man verschiedene speziell aufeinander abgestimmte praktische Übungen und mentale Verhaltenstipps, die dabei helfen die schwache bzw. überempfindliche Blasenmuskulatur zu stärken. Denn die Harnblase ist ein muskuläres Hohlorgan, dass sich, wie jeder andere Muskel auch, mithilfe von gezielten Übungen trainieren und damit kräftigen lässt. Ziel des Blasentrainings ist es die Blasenfunktion zu stärken und damit den übermäßigen Harndrang bzw. den unkontrollierten Harnverlust zu verringern oder gar zu beheben. Das Blasentraining ist nur zur Behandlung einer Harninkontinenz geeignet. Eine Stuhlinkontinenz kann damit nicht behandelt werden.  

Blasentraining: So stärken Sie Ihre Blase  

Das Blasentraining besteht aus einer Kombination von verschiedenen praktischen Maßnahmen sowie verhaltenstherapeutischen Ansätzen, die jeweils aufeinander aufbauen. Wichtige Elemente des Blasentrainings sind:

  • das Miktionsprotokoll oder auch Toilettentagebuch
  • der Toilettenplan
  • der Trinkplan
  • Unterstützenden Maßnahmen und Verhaltenstipps zum Ablenken sowie An- und Durchhalten

Übungen zur Stärkung der Blase  

Am Anfang des Blasentrainings steht in der Regel das Miktionsprotokolls. Das ist eine Art Tagebuch oder auch Bestandaufnahme über das eigene Toilettenverhalten, das vor der eigentlichen Durchführung des Blasentrainings vom Patienten angefertigt wird. Vorlagen dazu gibt es kostenlos im Internet zum Herunterladen. In die Liste trägt man dann über einen bestimmten Zeitraum – meist mehrere Tage über 24 Stunden – z.B. folgende Informationen zum Toilettenverhalten ein:

  • Wann und wie oft Harndrang verspürt wurde und zu welcher Uhrzeit.
  • Wann und wie oft Sie am Tag die Toilette aufgesucht haben.
  • Inwieweit „vorbeugend“ zur Toilette gegangen wurde und zu welchen Zeiten.
  • Wie viel Urin jeweils in etwa abgegeben wurde.
  • Ob, wann und wie viel Harn unfreiwillig verloren wurde
  • Begleitende Ereignisse bei den Toilettengängen, z.B. Ärger, Stress, Schmerzen, etc.
  • Ob, wann und welche Medikamente eingenommen wurden.
  • Was und wie viel Flüssigkeit zu welcher Uhrzeit getrunken wurde.  

Das Miktionsprotokoll stellt für den behandelnden Arzt und die betroffene Person eine wichtige Informationsquelle über das individuelle Toilettenverhalten sowie auch mögliche Ursachen der Harninkontinenz dar und bildet die Grundlage zur Erstellung des nachfolgenden Trink- und Toilettenplans.

Wie funktioniert ein Blasentraining?  

Herzstück des Blasentrainings ist der individuell angefertigte Plan zum Toilettentraining. Dabei erfolgt das Wasserlassen nicht mehr willkürlich, sondern in regelmäßigen Abständen nach einem vorgegebenen Zeitplan. Patienten lernen dabei dem ersten Harndrang nicht mehr sofort nachzugeben, sondern den Urin möglichst lange bis zum anvisierten Zeitpunkt anzuhalten. Wichtig ist dabei auch vorbeugende Toilettengänge, wie sie sich viele Patienten mit Blasenschwäche, etwa einer Dranginkontinenz bzw. überaktiven Blase im Laufe ihrer Erkrankung oft angewöhnt haben, möglichst zu unterlassen. Denn dieses häufige Wasserlassen verschlimmert die Symptome der überaktiven Blase sowie der Dranginkontinenz und ist damit kontraproduktiv. Das Urinanhalten und die Verzögerung der Toilettengänge dagegen trainieren die schwache Blase und stärken die Harnblase, so dass sie die natürliche Ausdehnung wieder zulassen und mehr Urin zu speichern kann. Das verfrühte Auftreten von Harndrang bei noch sehr geringen Füllständen wird damit verbessert.  

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Wie kann ich meine Blase trainieren?  

Das Wasserlassen aktiv hinauszuzögern und dem Harndrang nicht gleich nachzugeben ist anfangs nicht ganz einfach. Bleiben Sie trotzdem dran und versuchen Sie nicht gleich aufzugeben. Vielfach zeigen sich schon nach wenigen Tagen die ersten Erfolge. Überfordern Sie sich dabei aber auch nicht. So kann man zum Beispiel erstmal damit anfangen dem Harndrang für nur fünf Minuten standzuhalten. Auch, wenn der Druck anfangs für kurze Zeit stark ansteigt, beruhigt sich die Blase erfahrungsgemäß meist schnell wieder. Vorsorglich können Sie auch spezielle Inkontinenzprodukte, wie Einlagen und Vorlagen, in die Unterwäsche legen, um bei einem Missgeschick versorgt zu sein bzw. sich in jeder Situation trocken und sicher fühlen zu können. Wenn die Blase nach etwas Übung schon etwas trainiert ist und Sie fünf Minuten bereits gut aushalten, können Sie die Wartezeit weiter auf 10, 15 oder gar 20 Minuten ausweiten.  

Tricks für Ihr Toilettentraining  

Um den Harndrang beim Toilettentraining besser aushalten und das Toilettentraining damit leichter durchführen zu können, haben sich auch folgende Tipps und Tricks bewährt:

  • Versuchen Sie sich beim Auftreten des Harndrangs aktiv abzulenken, z.B. Zeitungsartikel fertiglesen, Kreuzworträtsel lösen, etc..
  • Hilfreich ist auch den Beckenboden aktiv anzuspannen.
  • Auch leichtes Beckenbodentraining mildert den Harndrang und stärkt darüber hinaus den Blasenschließmuskel.
  • Sie können sich auch auf einen Stuhl setzen und den Oberkörper nach vorn beugen, das beeinflusst die Druckverhältnisse im Unterleib, so dass der Harndrang in der Regel schnell nachlässt.
  • Auch bewusstes Atmen in den Unterbauch sowie Entspannungstechniken, wie z.B. autogenes Training, etc., haben sich als sehr hilfreich erwiesen.
  • Wichtig ist außerdem die Toilette mit gemächlichen Schritten und entspannt aufzusuchen. Nervöses Laufen erhöht den Harndrang.

Was kann man tun, um die Blase zu stärken?

Neben dem Toilettentraining gehört zum Blasentraining auch ein Trinkplan. Viele Patienten mir nervöser Blase und Dranginkontinenz neigen dazu nur wenig zu trinken, um nicht so schnell wieder aufs die Toilette gehen zu müssen. Damit erreichen Sie aber oft genau das Gegenteil. Denn, wenn dem Körper zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung steht, konzentriert sich der Harn und reizt dann die Blasenwände, was wiederum zu vermehrtem Harndrang führt. Um die Blasengesundheit zu stärken, sollten deshalb folgende Tipps beachtet werden:

  • Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge von ca. 1,5 Litern Flüssigkeit pro Tag. Bei großer Hitze bzw. starker körperlicher Anstrengung sollte die Trinkmenge entsprechend erhöht werden.
  • Vermeiden Sie stark zuckerhaltige und kohlensäurehaltige Getränke, wie Limonaden und Colagetränke. Sie verstärken den Harndrang.
  • Dasselbe gilt für den Genuss von Tee, Kaffee und alkoholischen Getränken. Versuchen Sie den Konsum so weit wie möglich zu reduzieren.
  • Stillen Sie Ihren Durst bevorzugt mit Leitungswasser oder stillen Mineralwässern.
  • Trinken Sie möglichst zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr, um nachts nicht raus zu müssen

Blasentraining für Frauen und Männer  

Die Übungen des Blasentrainings können von Männern und von Frauen  gleichermaßen angewendet werden. Es gib also keine Unterschiede zwischen den Übungen beim Blasentraining für den Mann bzw. dem Blasentraining für die Frau.  

Hilft Blasentraining bei Dranginkontinenz?  

Ja, bei Dranginkontinenz, die vor allem bei Männern, aber auch bei Frauen in späteren Jahren vermehrt auftritt, gilt ein Blasentraining, neben Medikamenten sowie Beckenbodentraining, als besonders hilfreiche Therapieform. Darüber hinaus hat sich das Blasentraining bei Männern auch zur Behandlung nach einer Prostata-OP  bewährt.

Blase stärken nach Blasenentzündung  

Empfohlen wird das Blasentraining zur Stärkung der Blase außerdem auch nach einer Blasenentzündung sowie bei einer überaktiven Blase, einer Reizblase und auch einer Überlaufblase.

Blasentraining mit Blasenkatheter

Als wenig hilfreich gilt das Blasentraining – laut Experten - dagegen bei einem noch liegenden Katheter. Hier wurde bis vor einigen Jahren noch ein sogenanntes intermittierendes Abklemmen eines dauerhaft liegenden Blasenkatheters zur Steigerung der Blasenkapazität durchgeführt. Diese Form des Blasentrainings mit Katheter wird heute nicht mehr empfohlen. Dasselbe gilt für Patienten mit künstlichem Blasenausgang. Ein Blasentraining bei suprapubischem Katheter macht wenig Sinn, da der Urin hier die Blase gar nicht erreicht, sondern weiter oben über einen künstlichen Ausgang aus dem Körper geleitet wird.

Welcher Sport stärkt die Blase?  

Sport und Bewegung können unterstützend dazu beitragen die Blasenfunktion zu stärken. Geeignet sind hier vor allem Sportarten, die den Beckenboden entlasten und keinen zusätzlichen Druck im Unterbauch erzeugen, wie Schwimmen, Radfahren, Spazierengehen, Yoga oder auch Pilates.

Hausmittel für die Stärkung der Blase  

Darüber hinaus können zur Stärkung der Blase unterstützend auch verschiedene Hausmittel helfen:

  • Um die Blasenwand bzw. Blasenschleimhaut nach einer Blasenentzündung, aber auch vorbeugend, natürlich zu stärken, können u.a. Cranberryprodukte, D-Mannose oder auch Vitamin C eingesetzt werden.
  • Auch Kürbiskernprodukte gelten als hilfreich, um die Blase mit pflanzlichen Mitteln zu stärken.
  • Homöopathische Globuli, die bei Blasenbeschwerden besonders gut helfen sollen und dazu beitragen können die Blase zu stärken, sind u.a. Cantharis, Lycopodium, Nux vomica, Apis und Sepia
  • Darüber hinaus sollten Betroffene auf eine gesunde und pflanzenbasierte Kost ohne scharfe Gewürze, die die Blase reizen können, achten.  
  • Wichtig ist auch ein bestehendes Übergewicht, das den Beckenboden sowie die Unterleibsorgane belastet, dauerhaft abzubauen.